Erneuerbare Energien und Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen gehören zusammen. In beiden Fällen verzichtet man zum Schutz des Klimas bewusst auf die Nutzung von fossilen Rohstoffen, wie Kohle, Erdöl und Erdgas. Der Bedarf an Energie und Waren wird aus erneuerbaren Ressourcen erzeugt, die die Natur für uns bereitstellt. Wollen wir die Erderwärmung stoppen, gelingt uns dies nur, wenn wir alle technischen Möglichkeiten nutzen.
Mit mechanischen, chemischen und biotechnologischen Verfahren können viele bekannte Kunststoffe ganz oder teilweise aus nachwachsenden Rohstoffen mit identischen Eigenschaften ihrer Vorbilder hergestellt werden. Hierzu gehören zum Beispiel PET (Polyethylenterephthalat), PE (Polyethylen) oder PLA (Polyactide bzw. Polymilchsäure). Auch homogene Mischmaterialien aus rein fossilen Anteilen und solchen aus natürlichen Rohstoffen setzen sich am Markt erfolgreich durch. Eine bekannte Gruppe dieser Vertreter sind die WPCs (Wood-Plastic-Composites) die aus Holz und Kunststoffen hergestellt werden. Die Unterscheidung zwischen den Materialien aus fossilen oder aus nachwachsenden Rohstoffen der Grundlage von Stoffeigenschaften oder des Aussehens ist nicht möglich. Die Menge der eingebundenen nachwachsenden Rohstoffe ist nur mit der sog. 14C-Methode möglich.
Wir alle kennen und lieben Aromen, Duftstoffe, Gewürze und etherische Öle aus der Natur, die unser Wohlbefinden steigern. Vielen Pflanzenextrakten werden darüber hinaus heilende Wirkungen zugesprochen. Und seit tausenden von Jahren nutzen wir Menschen natürliche Materialien zur Reinigung unserer Haut und unserer Haare und als kosmetische Hilfsmittel. Wir nehmen diese Stoffe zu uns, atmen sie ein oder tragen sie auf unsere Haut auf.
Selbstverständlich gehen wir als Käufer davon aus, dass diese wertvollen Naturstoffe auch tatsächlich aus der Natur stammen und nicht aus Erdöl synthetisiert wurden, auch wenn vom Hersteller hierdurch Kostenvorteile erzielt werden. Eine Gesichtscreme, eine Kräuterseife, ein Öldressing oder pflanzliche Medikamente sollten immer aus natürlichen Rohstoffen hergestellt werden, weil wir die Natur nicht nur zum Vorbild haben, sondern Teil natürlicher Kreisläufe sind. Wer möchte sich schon gerne Erdölprodukte auf Haut und Lippen auftragen oder sich von nachgemachtem Essen aus fossilen Rohstoffen ernähren?
Die fossilen Rohstoffe sind ungleich verteilt. Während wenige Länder über riesige Erdöl -und Erdgasvorkommen verfügen, müssen die meisten Länder die benötigten Rohstoffe auf dem Weltmarkt kaufen. Die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen hingegen kann die Beschäftigung und die Wertschöpfung in vielen Ländern der Erde fördern. Mit dem Anbau nachwachsender Rohstoffe und der Verarbeitung zu Vorprodukten ergeben sich in den ländlichen Räumen bei gerechter Landverteilung zusätzliche Einnahmequellen für die dort siedelnde Bevölkerung. Nachwachsende Rohstoffe tragen somit zur Entwicklung des ländlichen Raumes und zur Verhinderung der Landflucht bei. Das gilt für Deutschland, Europa wie für die Märkte in aller Welt.
Der Gebrauch nachwachsender Rohstoffe ist keine neue Erfindung. Schon immer nutzten die Menschen neben mineralischen Rohstoffen und Erzen auch und vor allem Pflanzenfasern, Pflanzeninhaltsstoffe, Holz und Tiernebenprodukte für die Herstellung von Gebrauchsgegenständen. Neu dagegen sind die Möglichkeiten, die nachwachsenden Rohstoffe z. B. für die Herstellung von Kunststoffen einzusetzen, die bislang ausschließlich aus Erdöl hergestellt wurden. Insbesondere die Verbindung von Naturfasern und Kunststoffen führen zu neuen Materialien, die den höchsten technischen Anforderungen gerecht werden.
Der Ersatz von Erdöl durch nachwachsende Rohstoffe für stoffliche Anwendungsbereiche ist ein weltweit zu beobachtender Trend und ein wichtiger Baustein zur Beendigung des fossilen Zeitalters. In Zukunft werden wir uns mit immer besseren und dabei klimaschonenden Materialien auf der Basis von nachwachsenden Rohstoffen umgeben. Auch die Politik hat die Weichen gestellt. Die Frage ist nicht ‚ob‘, sondern ‚wann‘ unsere Zukunft anfängt. Je früher wir mit der Umstellung beginnen, umso besser wird unsere Zukunft sein.